Kartellamt gibt Air Berlin grünes Licht für LTU-Kauf
Frankfurt (Reuters) - Der Billigflieger Air Berlin darf den Konkurrenten LTU übernehmen.
Das Bundeskartellamt habe den Zukauf ohne Auflagen genehmigt, teilte Air Berlin am Mittwoch mit. Die Wettbewerbshüter hatten Mitte Mai für die 140 Millionen Euro schwere Akquisition zunächst eine genauere Untersuchung eingeleitet. Vor allem bei Ferienflügen Richtung Mittelmeer befürchtete das Kartellamt problematische Überschneidungen.
Für Air Berlin beginnt nun eine neue Ära: Erstmals kann die Anfang der 90er Jahre vom Ex-LTU-Manager Joachim Hunold gegründete Airline Langstreckenflüge anbieten. Zudem ist Air Berlin nun unangefochten Nummer zwei der deutschen Luftfahrt mit derzeit mehr als 25 Millionen Fluggästen im Jahr. Mit mehr als doppelt so viel Passagieren ist allerdings Lufthansa weiterhin klarer Marktführer. Die Marke LTU soll auch nach der Übernahme erhalten bleiben. Die 1955 gegründete Düsseldorfer Fluggesellschaft fliegt allerdings seit Jahren Verluste ein. Im laufenden Jahr wird ein ausgeglichenes Ergebnis angepeilt. Neben den 140 Millionen Euro als Kaufpreis muss Air Berlin rund 200 Millionen Euro LTU-Schulden schultern. Dafür hatte der Billigflieger neue Aktien ausgegeben und eine Wandelanleihe platziert.
Sparziel durch LTU-Tarifkonflikt gefährdet
An der Börse legte die im Kleinwerteindex SDax notierte Air-Berlin-Aktie gut vier Prozent auf 14,66 Euro zu. Kopfzerbrechen bereitet Air Berlin bei der künftigen Tochter aber noch der aktuelle Tarifstreit mit der Pilotengewerkschaft Cockpit, wo ein Streik droht. Der Konflikt stellt laut Hunold das jährliche Einsparpotenzial von bis zu 100 Millionen Euro in Frage. "Ob wir dieses Ergebnis noch erreichen können, hängt nicht unwesentlich vom Ausgang der Tarifverhandlungen ab, die derzeit mit den LTU-Piloten geführt werden", sagte er.
In der Auseinandersetzung um höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen hat die Gewerkschaft mit einem unbefristeten Streik gedroht. Die Piloten fordern sechs Prozent mehr Gehalt, veränderte Eingangsstufen, längere Ruhezeiten und eine Wachstumsgarantie. LTU hatte bisher drei Prozent mehr Gehalt angeboten. Am Donnerstag startet ein letzter Einigungsversuch. Air Berlin selbst hatte am Dienstag nach jahrelangem Widerstand erstmals Tarifverträge für Piloten und Flugbegleiter abgeschlossen und will auch einen Betriebsrat zulassen.
Reuters.de