AIRPORTBILDER

Frankfurt (Reuters) - Die Deutsche Lufthansa sieht nach einer überraschend guten Halbjahresbilanz ihre mehrjährige Krise als überwunden an.



"Nach Jahren der Restaurierung, der Umpositionierung und der Anpassung an geänderte Umstände haben wir wieder Kurs aufgenommen", sagte Finanzvorstand Karl-Ludwig Kley am Mittwoch in Frankfurt. "Lufthansa ist wieder zurück auf der Bühne."



In allen sechs Konzernbereichen legten die operativen Ergebnisse trotz eines nur leichten Umsatzanstiegs im ersten Halbjahr zu - teilweise deutlich. Lufthansa übertraf damit die Erwartungen von Branchenexperten. Die Aktie gehörte zu den größten Gewinnern im Deutschen Aktienindex (Dax) und legte mehr als drei Prozent auf gut elf Euro zu. Analysten werteten die zum Teil am Vorabend veröffentlichte Halbjahresbilanz als überraschend positiv und hoben zum Teil ihre Aktienbewertung an.



AKTUELL KEINE VERKAUFSPLÄNE FÜR THOMAS COOK



Europas zweitgrößte Fluggesellschaft hielt sich bei der Erläuterungen der Zwischenbilanz mit strategischen Aussagen zurück. Die Integration der Schweizer Swiss komme gut voran. Lufthansa halte mittlerweile wie geplant 49 Prozent am Swiss-Eigner AirTrust, sagte Kley.



Die Zukunft des zu gleichen Teilen mit KarstadtQuellegehaltenen Reisekonzerns Thomas Cook lässt Lufthansa offen. Kley betonte jedoch, dass es aktuell keine Überlegungen für einen Börsengang oder einen Verkauf von Anteilen gebe. KarstadtQuelle-Chef Thomas Middelhoff hatte kürzlich Interesse an der Mehrheit signalisiert. Auch eine komplette Übernahme gilt in Karstadt-Kreisen als denkbar.



"Solche Spekulationen entbehren jeder Grundlage. Das Thema steht nicht an. Uns liegt auch kein Angebot vor", sagte Kley. "Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung bei Thomas Cook und sollten den Vorstand in aller Ruhe seine Arbeit machen lassen."



Im Wettbewerb mit den Billiganbietern schloss Lufthansa ähnliche Niedrigpreise wie künftig in Hamburg auch für andere Flughäfen nicht aus. Dort werden jetzt für alle 23 Strecken in Deutschland und Europa Tickets ab 99 Euro für Hin- und Rückflug verkauft. Eine flächendeckende Billigpreisstrategie werde es aber nicht geben.



NUR CATERING-SPARTE NOCH MIT KLEINEM VERLUST



Der Aufwärtstrend in allen Sparten hob das operative Ergebnis von Lufthansa zur Jahresmitte auf 253 Millionen Euro von 33 Millionen im Vorjahr. Lediglich die angeschlagene Catering-Tochter LSG verbuchte noch einen kleinen Verlust von sieben Millionen Euro. Das Passiergeschäft als wichtigster Konzernbereich verdoppelte nahezu das operative Ergebnis auf 103 Millionen Euro - trotz der um 42 Prozent auf das Rekordniveau von 1,1 Milliarden Euro gestiegenen Treibstoffkosten.



Erstmals seit einem Jahr gelang es Lufthansa im zweiten Quartal die Durchschnittserlöse pro Passagier wieder zu verbessern. Auch für die zweite Jahreshälfte rechnet Kley mit einem stabilen Trend bei den Erlösen. Positive Ausblicke von Konkurrenten wie British Airways oder Easyjet in den vergangenen Tagen signalisierten bereits, dass sich das Fluggeschäft von seiner mehrjährigen Krise zu erholen scheint.



HÖHERE TICKETPREISE DURCHGESETZT



Lufthansa sei es gelungen, die im April auf der Langstrecke erhöhten Treibstoffzuschläge und damit höhere Ticketpreise besser als andere Fluglinien bei den Kunden durchzusetzen, sagte HVB-Analyst Uwe Weinreich. "Das habe ich nicht erwartet." Hinzu kämen zahlreiche Maßnahmen zur Kostensenkung, die allmählich wirkten. Von dem für 2005 vorgegebenen Sparziel von 780 Millionen Euro hat Lufthansa bereits 606 Millionen Euro erreicht. "Wir sind heute flexibler, produktiver und reaktionsschneller", sagte Konzernchef Wolfgang Mayrhuber.



Bislang rechnete Lufthansa für 2005 angesichts hoher Kerosinkosten und Preisdrucks mit einem operativen Ergebnis auf dem Vorjahresniveau von 383 Millionen Euro. Das neue Ziel von mehr als 400 Millionen Euro gilt bei Analysten nach den jüngsten Zahlen als zu niedrig. HVB-Experte Weinreich rechnet mit 585 Millionen Euro. Finanzchef Kley wollte sich nicht festlegen. "Das überlassen wir Ihrer Phantasie. Ich bleibe da konservativ. Aber es werden nicht nur 401 Millionen werden", sagte er.







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