McKinsey-Studie: Wachstum der Billigflieger schwächt sich stark ab
FRANKFURT (dpa-AFX) - Auf dem hart umkämpften Markt der Billigflieger in Europa werden sich nach einer neuen Studie mittelfristig nur zwei bis drei Airlines behaupten können. Bis 2010 werde der Markt im Schnitt nur noch um 13 Prozent jährlich wachsen, sagte der Autor der Studie von McKinsey & Company, Lucio Pompeo, am Donnerstag in Frankfurt. Dies liege deutlich unter dem Boom der Vorjahre mit Wachstumsraten von mehr als 50 Prozent. Die Zunahme reiche für viele Low-Cost-Carrier nicht aus, um profitabel zu sein.
"Viele europäische Gesellschaften werden scheitern, bis 2010 werden nur zwei bis drei nachhaltig profitabel sein", sagte Pompeo. Der Markt sei von großen Überkapazitäten und einem Eindringen der nationalen Fluggesellschaften in das Segment der Billigflieger geprägt. "Die Angebote gleichen sich zunehmend an", sagte der McKinsey-Experte. Kosten, Netze und Kundengruppen von Billig-, Charter- und Linienfliegern würden sich immer stärker überlappen. Damit werde es zunehmend schwerer, neue Kunden zu gewinnen.
VERDRÄNGUNGSWETTBEWERB
"Die Nachfragestimulation wird zunehmend durch einen Verdrängungswettbewerb ersetzt", sagte Pompeo. Der Marktanteil der europäischen Billigflieger liegt derzeit bei 16 Prozent und wird bis 2010 auf 24 Prozent steigen. Dies geht der Studie zufolge vor allem zu Lasten der Liniengesellschaften, deren Anteil im innereuropäischen Verkehr von derzeit 66 Prozent auf 60 Prozent sinken wird.
Entsprechend zurückhaltend sind sie mit der Bestellung neuer Maschinen. Bis 2012 haben die nationalen Airlines nur knapp 30 neue Flugzeuge geordert. Bei den drei größten europäischen Billigfliegern easyJet , Ryanair und Air Berlin sind es zehn Mal so viele.
ERSTE ANZEICHEN FÜR MARKTSÄTTIGUNG
Laut Studie gibt es bereits erste Anzeichen für eine Marktsättigung. An Standorten wie Dublin, Köln und Brüssel gebe es schon heute ein Überangebot an Billigflügen
London, Liverpool und Stockholm haben den Sättigungspunkt erreicht. Erste Strecken wie London-Marseille wurden schon mangels Nachfrage eingestellt. Wegen des großen Angebots sinken auch die Erträge pro Passagier. Gewinne erwirtschaften fast ausschließlich die Marktführer. Die meisten der 50 bis 60 europäischen Billigflieger machten dagegen von 2000 bis 2004 im operativen Geschäft Verluste.
"Da die Geschäftsmodelle vieler Low Cost-Carrier auf einen weiter boomenden Markt ausgerichtet sind, wird die Profitabilität sinken, und neue Strategien sind notwendig", sagte der Autor der Studie. Erfolg versprechend sei, die Kostenführerschaft zu übernehmen, das Angebot von den Wettbewerbern abzugrenzen und neue Einnahmequellen durch Zusatzangebote wie Bordunterhaltung zu erschließen. Der Deutschland-Geschäftsführer von easyJet, John Kohlsaat, sieht für sein Unternehmen noch Wachstumschancen im Mittelfeld zwischen den Billiganbietern und den Premiumanbietern. Damit könne easyJet Geschäftskunden ebenso wie Studenten gewinnen.
Süddeutsche Zeitung
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