Die Flugzeugindustrie freuts
Billigflieger schießen weltweit weiterhin wie Pilze aus dem Boden. Dass inzwischen schon mehrere Dutzend Billigflieger rund um den Globus in die Pleite geflogen und wieder verschwunden sind, ändert nichts daran, dass dieser Markt nach wie vor boomt. In Europa fliegen derzeit 43 so genannte Low Cost Carrier. Sie betreiben immerhin schon 607 Flugzeuge, wie Prof. Borislav Bjelicic, Senior-Vizepräsident der Frankfurter DVB-Bank, in einer Studie ermittelt hat. Tendenz weiter kräftig steigend.
Billigflieger als feste Größe
Langfristig werden die Billigflieger aller Art von den beiden Marktführern easyjet und Ryanair über die immer stärker gewordenen Gesellschaften Air Berlin, die schon 1966 gegründete KLM-Tochter Transavia Airlines, die dba oder die Lufthansa-Beteiligung Germanwings einen stabilen Marktanteil von 20 bis 30 Prozent in Europa erobern. Darin stimmen alle Fachleute in Ost und West überein. Bei den großen etablierten Fluggesellschaften, von denen viele schon einschlägige Töchter gegründet haben, um mitspielen zu können, hat man sich damit notgedrungen abgefunden. Manche Prognosen gehen sogar davon aus, dass bis 2010 schon 40 Prozent des innereuropäischen Luftverkehrs von Billigfliegern bedient werden.
Die größten Zuwachsraten in diesem Jahrzehnt werden im Verkehr zwischen Ost- und Westeuropa erwartet. Es ist kein Zufall, dass in den vergangenen Jahren auch in Osteuropa immer mehr Billigflieger gegründet wurden wie SkyEurope, Wizz Air (Vecses/Ungarn), Smart Wings (Prag) oder die polnische LOT-Tochter Centralwings. Auch die etablierten westlichen Low Cost Carrier fliegen vermehrt in die baltischen Republiken, nach Tschechien und in die Slowakei, nach Polen sowie in viele Städte auf dem Balkan.
Billigflieger profitieren von Händlern
Die Zahl der legal im Westen arbeitenden Osteuropäer ist zuletzt sprunghaft gestiegen. Allein rund zwei Millionen Rumänen arbeiten in Westeuropa - davon profitiert vor allem der neue rumänische Low Cost Carrier Blue Air. Die größer gewordene Wirtschaftsregion Europa wirkt sich bereits wenige Monate nach der Integration zahlreicher osteuropäischer Staaten in die EU besonders stark im Luftverkehr aus.
Die niedrigen Tarife ermöglichen es mehr Menschen auch aus Osteuropa, das Flugzeug zu nehmen. "Diese Wanderungsbewegung generiert einen ganz neuen Luftverkehr. Diese Menschen können jetzt auch ihre Angehörigen und Freunde regelmäßig besuchen", betonte Bjelicic in dem amerikanischen Fachmagazin "Jetrader", dem Verbandsorgan des internationalen Lufttransporthandels (ISTAT). Und noch häufiger als bisher werden Tickets im Internet bestellt.
Billigflieger sind sicher
Sicherheitsbedenken wies Bjelicic zurück: "Das Risiko im Low-Cost-Sektor ist nicht größer als im allgemeinen Luftverkehr." Von wenigen Ausnahmen abgesehen verfügten die meisten Low Cost Carrier über sehr junge Flotten. Da gilt auch das Wort des Lufthansa-Experten Marc Cezanne: "Die Billigflieger wären nicht so erfolgreich, wenn sie nicht auch sicher wären."
Boeing und Airbus profitieren
Der amerikanische Industrieriese Boeing profitierte vom Aufstieg der Billigflieger in Europa bisher deutlich stärker als das europäische Airbus-Konsortium. Mehr als 60 Prozent aller von den europäischen Low Cost Carriern betriebenen Flugzeuge sind Boeing 737. Die gängigen Airbus-Typen A319, A320 und A321 - die A320-Familie ist die am schnellsten wachsende in der Geschichte des modernen Luftverkehrs - haben sich bislang in Europa nur einen Marktanteil von 14 Prozent bei den Billigfliegern sichern können.
Das könnte sich allerdings in absehbarer Zeit etwas ändern. Die Low Cost Carrier haben schon wieder 227 neue Flugzeuge bestellt. Die drei wichtigsten Aufträge: Ryanair orderte 73 Boeing-737-800, easyjet 77 Airbus A319 und Air Berlin 60 Maschinen des Typs A320.
http://www.n-tv.de/587169.html