Hauptstadt-Airport ohne ICE
Von Mai 2006 an halten in Schönefeld keine Fernbahnzüge - Neuer Bahnhof wird dennoch dafür ausgerüstet
von Markus Falkner
Schönefeld - Der zukünftige Großflughafen in Schönefeld soll nicht ans Fernbahn-Netz der Bahn angeschlossen werden. Das hat Ingulf Leuschel, Fahrplanleiter für den bundesweiten Personenverkehr der Bahn, mitgeteilt. Bereits nach dem Fahrplanwechsel am 28. Mai 2006 werde der bestehende Bahnhof am Flughafen nicht mehr von Fernzügen angefahren. Derzeit halten dort täglich 17 ICE der Strecke München - Hamburg.
Grund für die Entscheidung der Bahn gegen den Halt am künftigen Hauptstadt-Airport BBI: Die Strecken von und nach Leipzig, Dresden und Cottbus führen in gebührendem Abstand am geplanten Flughafen-Bahnhof vorbei. Und innerhalb Berlins sollen die Züge von kommendem Mai an durch den neuen Nord-Süd-Tunnel zum Hauptbahnhof/Lehrter Bahnhof fahren. "Schönefeld liegt dann an keiner Fernbahn-Strecke mehr", sagte Leuschel.
Ungeachtet dessen plant die Flughafengesellschaft am BBI einen unterirdischen Bahnhof von beachtlicher Größe und den technischen Voraussetzungen für alle Zugarten von der S-Bahn bis zum ICE, wie ein Sprecher bestätigte. Welche Züge nach der geplanten Eröffnung 2011 nach Schönefeld fahren, sei völlig offen. Derart langfristige Fahrpläne gebe es nicht. Die Betreibergesellschaft müsse aber perspektivisch die Bahnanbindung für Jahrzehnte sicherstellen.
Fahrplanchef Leuschel sieht hingegen wenig Spielraum für eine Änderung des Verkehrskonzeptes. Der Flughafen werde auf absehbare Zeit lediglich über die Regional- und S-Bahn sowie Shuttle-Züge an den neuen Hauptbahnhof/Lehrter Bahnhof angebunden.
Das umstrittene Betriebskonzept für Berlin mit der Abkopplung des Bahnhofes Zoologischer Garten vom Fernbahn-Netz verteidigte Leuschel. Der Hauptbahnhof/Lehrter Bahnhof sei immer als zentraler Fernbahnknoten geplant gewesen. "Die Kunden sollen wissen, wo sie ankommen und abfahren." Es gehe um die "Klarheit und Wahrheit des Angebots".
Die Hauptargumente der Kritiker - für viele Reisende aus der City West entstünden erhebliche Fahrzeitverlängerungen und ein zusätzlicher Halt der auf der Ost-West-Linie verbleibenden Fernzüge am Zoo koste nur vier Minuten - wies Leuschel zurück. Die Bahn stehe im Konkurrenzkampf mit der Autobahn und Billigfliegern und könne neue Kunden nur durch "signifikante Fahrzeitverkürzungen" gewinnen. "Wir kämpfen deshalb um jede Minute." Von den derzeit täglich 20 000 Fernbahnkunden am Zoo sei weit weniger als die Hälfte von weiteren Anfahrten betroffen. "Wir sehen Berlin aber als Ganzes." Die "Masse der Berliner" werde vom neuen Konzept profitieren.
http://www.welt.de/data/2005/08/27/766441.html
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