Spatenstich für Hauptstadtflughafen nach 16 Jahren Planungszeit
2.9.2006, Berlin (AFP) - Die Idee geht auf die ersten Monate nach dem Mauerfall zurück: Nach rund 16 Jahren Planungszeit soll am Dienstag nun der erste Spatenstich für den neuen Hauptstadtflughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) erfolgen. Erwartet werden als Spitzenvertreter der Flughafengesellschafter Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD), Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sowie Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). Der neue Flughafen, der gegenüber den ursprünglichen Großflughafen-Plänen deutlich verkleinert wurde, soll in der ersten Ausbaustufe mehr als zwei Milliarden Euro kosten und zum Winterflugplan 2011 fertig werden.
Er ist zunächst für jährlich 22 Millionen Passagiere ausgelegt. In diesem Jahr werden auf den drei Berliner Flughäfen Tegel, Tempelhof und Schönefeld gut 18 Millionen Passagiere erwartet. Sie werden spätestens geschlossen, wenn der neue Flughafen in Betrieb geht. Er wird zu wesentlichen Teilen auf dem Gelände des ehemaligen DDR-Zentralflughafens Schönefeld jenseits der Berliner Stadtgrenze in Brandenburg entstehen. Sollten die Fluggastzahlen weiter steigen, kann der Flughafen BBI für bis zu 40 Millionen Passagiere pro Jahr erweitert werden.
Dem Bau war jahrelanger politischer Streit zwischen den Flughafengesellschaftern Bund, Berlin und Brandenburg vorausgegangen. Erst nach sechs Jahren konnten sich die Beteiligten 1996 in einem Konsensbeschluss darauf verständigen, für den neuen Flughafen die bisherigen Berliner Innenstadtflughäfen zu schließen. Von diesem Zeitpunkt an vergingen gut weitere zehn Jahre und mehrere gescheiterte Anläufe zur Flughafenprivatisierung bis zum ersten Spatenstich des nun staatlich finanzierten Projekts. Billigflieger protestieren gegen den Ausbau, da sie durch das Milliardenprojekt ihre bislang günstigen Start- und Landegebühren gefährdet sehen.
Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig bestätigte am 16. März die Baugenehmigung des Brandenburger Verkehrsministeriums unter Auflagen. Unter anderem verfügten die Richter ein Nachtflugverbot und zogen damit einen Schlussstrich unter ursprüngliche Pläne, BBI als Großflughafen und internationales Luftdrehkreuz zu bauen. Derzeit ist noch eine Beschwerde von Flughafengegnern vor dem Bundesverfassungsgericht anhängig. Insgesamt sollen 24.500 neue Jobs entstehen und die an den bisherigen Flughäfen bestehenden 15.500 Flughafenjobs verlagert werden, so dass insgesamt 40.000 Menschen am neuen Flughafen arbeiten könnten. Die regionale Wirtschaft befürchtet indes, beim Flughafenbau durch die europaweite Ausschreibung von Aufträgen weitgehend leer auszugehen.
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