Luftdrehkreuz in Turbulenzen
Flughafengesellschaft Drewitz steigt aus Vertrag mit US-Investoren aus
DREWITZ Mit Flughäfen ist es in Brandenburg so eine Sache. Der geplante Groß-Airport Berlin Brandenburg International in Schönefeld (Dahme-Spreewald) wird Jahre später als geplant kommen. Das vorgesehene Luftdrehkreuz des britischen Billigfliegers Ryanair in Neuhardenberg (Märkisch-Oderland) bleibt vorerst blockiert, weil es bei der Landesregierung unerwünscht ist. Jetzt droht auch dem Frachtflughafen-Projekt in Drewitz (Spree-Neiße) eine Bruchlandung.
Der Hauptgesellschafter des Landeplatzes, die Flughafen Süd-Brandenburg Cottbus GmbH, ist aus dem Vertrag mit den US-amerikanischen Investoren (s. Kasten) für das Vorhaben ausgestiegen. Der Grund: Die von den Amerikanern gegründete Betreiber-Gesellschaft für das geplante Frachtdrehkreuz, die Erie Drewitz International (Edi), ist ihren finanziellen Verpflichtungen aus dem erst Ende 2005 abgeschlossenen Überlassungsvertrag für den Flughafen offenbar nicht nachgekommen.
"Der Grund sind finanzielle Unregelmäßigkeiten", sagt Olaf Lalk, Vize-Landrat im Spree-Neiße-Kreis, dem Hauptgesellschafter der Flughafengesellschaft. Eigentlich hätte Edi nach MAZ-Informationen seit April Raten für Pacht und Verlustbeteiligung des Flughafens zahlen müssen. Über deren Höhe wollte Lalk nichts sagen. Gesichert ist aber, dass der Flughafen jedes Jahr etwa 300 000 Euro Betriebs- und Personalkosten produziert.
Edi hingegen machte die Ratenzahlung abhängig von einer Bürgschaft des Landes, die Anfang des Jahres beantragt, über die bislang aber mangels eingereichter Unterlagen noch nicht entschieden werden konnte. "Uns fehlt dazu die Grundlage", so der Sprecher des Brandenburger Finanzministeriums, Ingo Decker. Bilanzen, Vorverträge und Verkehrsprognosen seien vor mehr als fünf Wochen angefordert worden, bislang aber nicht eingetroffen. Ursprünglich wollte Edi zehn Millionen Euro, hatte die gewünschte Bürgschaft später aber auf fünf Millionen reduziert, weil die höhere Summe nicht mehr durch die Investitionspläne zu begründen war. Bis 2008 sollte der Flughafen für 33 Millionen Euro ausgebaut, unter anderem die Landebahn um 800 Meter erweitert werden.
Auf die Bürgschaft wolle Edi nun nicht länger warten, sagt der Generalbevollmächtigte, Günter Jucho. Anfang kommender Woche wollten die US-Investoren deshalb mit der Flughafengesellschaft einen neuen Vertrag aushandeln. "Wir wollen endlich anfangen", so Jucho. Beim Landkreis stößt er damit auf offene Ohren. "Wir wollen das Tischtuch nicht radikal durchschneiden", sagt Lalk. Der Kreis halte die Amerikaner nach wie vor für Investoren, die das Projekt stemmen könnten.
Flughafengegner Lothar Häckert, Vorsitzender der "Vereinigten Bürgerinitiative Flugplatz Drewitz", ist anderer Ansicht. "Da wurde verhandelt mit einem Investor, der keiner ist und wirtschaftlich nicht in der Lage ist, das Projekt umzusetzen", sagt er. Den Amerikanern habe es von Anfang an an Seriosität gemangelt.
Handel mit Airbus-Teilen
Hinter Edi steht der Flughafen Erie International Airport (Pennsylvania/USA). Trotz der Bezeichnung "International" starten und landen hier meist kleinere Charterjets zu Inlandsflügen. Die Flughafen-Gesellschafter sind im Flugverkehr eigentlich nicht zu Hause, sondern betreiben vorwiegend einen Ersatzteil-Großhandel, unter anderem für Flugzeuge der Firma Airbus. Vom Flughafen Drewitz aus, in den das Land in der Vergangenheit vier Millionen Euro Fördermittel investiert hat, soll künftig Fracht aus Erie in Richtung Osteuropa weitergeflogen werden. gd
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