Kommunen lassen in Welzow Millionen von Steuergeldern versickern
WELZOW/POTSDAM Der kleine Flugplatz in Welzow an der Landesgrenze zu Sachsen ist ein wunderliches Ding – eine Art Steuergeldervernichtungsmaschine. Seit 1993, nachdem die Russen das Gelände geräumt hatten, haben die drei Gemeinden Welzow, Spremberg, Neu-Seeland sowie der Landkreis Spree-Neiße als Gesellschafter der Flugplatzbetriebsgesellschaft Welzow Millionen Euro Steuergelder dort versenkt. So wird es wohl weitergehen, wenn nicht das Innenministerium, das die Vorgänge nun prüft, interveniert.
Spree-Neiße-Landrat Dieter Friese (SPD), der als einziger Gesellschafter dem Flugplatzprojekt skeptisch gegenübersteht, kommen ungewöhnliche Worte über die Lippen, wenn er vom "Fluchplatz Welzow" spricht: "irre", "ohne Perspektive". Keiner der Gesellschafter habe den Mut, ein Scheitern des Projektes einzugestehen und zu sagen: "Schluss. Aus. Das bringt nichts."
Dabei ist es nicht so, dass sich auf dem Flugplatz gar nichts täte: 2004 beispielsweise wurden fast 2800 Flugbewegungen – also sieben bis acht pro Tag – registriert. Doch die größte Nutzung, weiß nicht nur der Landrat, ist einmal im Jahr beim Flugplatzfest. "Sonst ist da tote Hose."
2001 hatte Friese den Ausstieg aus der Gesellschaft einmal versucht – vergeblich. Der Kreistag habe damals den Ausstieg aus dem Flugplatzprojekt beschlossen, doch daraus sei nichts geworden, weil die übrigen Gesellschafter dies mit Mehrheitsbeschluss verhindert hätten. "Wir bekommen nicht die Zustimmung der übrigen Gesellschafter", grämt sich Friese. Deshalb muss der Kreis Spree-Neiße auch für dieses Jahr knapp 53 000 Euro einzahlen. Bis Ende 2006, sagt der Landrat, seien insgesamt 623 560 Euro ausgegeben worden. Das schmerzt doppelt, weil der Kreis hochverschuldet ist.
Die Kommune Welzow, die ebenfalls kein Geld und keinen ausgeglichenen Haushalt hat, kümmert das weniger. Dort denkt man bereits darüber nach, wie man den Flugplatz noch attraktiver machen kann – mit einem Feuerwehrmuseum. Im Dorf Haidemühl, das das gleiche Schicksal wie Horno erlitt und möglicherweise vom Braunkohlebagger gefressen wird, steht neben verlassenen Häusern ein kleines Feuerwehrmuseum mit einigen alten Löschfahrzeugen, aber längst nicht allen, die die etwa 20 Mitglieder des Museumsvereins seit 1982 erworben haben. Alle 43 Fahrzeuge könnten hingegen auf dem Flugplatz Welzow in einer Halle und einem noch zu errichtenden Erweiterungsbau untergebracht werden, sagt Roland Bartusch, Gruppenführer der Werksfeuerwehr Tagebau Welzow. Die Welzower Stadtverordneten haben das Konzept für den Umzug schon beschlossen. Der Fördergeldantrag für die erhoffte finanzielle Unterstützung durch das Land ist allerdings noch nicht auf den Weg nach Potsdam gebracht. Von dem erweiterten Feuerwehrmuseum auf dem Welzower Flugplatz erhofft sich der Museumsverein eine Verdoppelung der Besucherzahlen. Derzeit sind es pro Jahr etwa 250.
Die Stadt Spremberg, die finanziell keine Sorgen hat, sieht die jährlichen Zuschüssen von 40 000 bis 60 000 Euro als "einen wichtigen Beitrag zur infrastrukturellen Entwicklung der Region". Dazu zähle die "Anbindung des Industriestandorts Schwarze Pumpe und des regionalen Wachstumskerns Spremberg an das Luftverkehrsnetz".
Ein Privatinvestor, der 2006 den Flugplatz kaufen wollte, bekam nicht den Zuschlag, weil man argwöhnte, ihm gehe es nur um Spekulationsgewinne. Für das Innenministerium war dies jedoch der Anlass zu prüfen, ob ein privater Anbieter den Flugplatz nicht ebenso zuverlässig und kostengünstiger betreiben kann wie die öffentliche Hand.
http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... 049/62249/
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