Baden-Airport eröffnet neues Terminal
Ministerpräsident lobt Prestigeprojekt - Kapazität für zwei Millionen Passagiere im Jahr
BADEN-BADEN. Der Baden-Airport Söllingen peilt mit einem neuen Terminal bei den Passagierzahlen die Millionengrenze an. Dank der Billigflieger bleibt der Regionalflughafen im Steigflug. Geplant sind neue Destinationen.
Immer mehr verschwindet der olivgrüne Charme der ehemals kanadischen Airbase unweit von Baden-Baden. Zwischen getarnten Bunkern wachsen moderne Industriebauten. Mehr als 200 Meter misst das neue 10,5 Millionen Euro teure Fluggastterminal aus Stahl und Glas. Bis zu zwei Millionen Passagiere kann der Baden-Airport in Zukunft jährlich abfertigen. Derzeit starten und landen jährlich knapp 700 000 Gäste. Die Charterflieger starten zu neuen Zielen. Nordafrika, Südeuropa stehen auf dem Plan. Über Zwischenstopps in Mallorca wird auf den Anzeigetafeln bald Lissabon oder Barcelona als Destination auftauchen.
Nach dem turbulenten Flowtex-Betrug und der Insolvenz der früheren Eigentümer war der Flughafen Stuttgart als Betreiber eingestiegen. Landkreise und Kommunen beteiligten sich mit zweistelligen Millionensummen, und Karlsruhes Landrat Claus Cretz prophezeite: "Wir werden als Deppen oder als Visionäre in die Geschichte eingehen." Manfred Jung bevorzugt das Bild von den Visionären, und als der sichtlich stolze Flughafenchef zur Terminaleinweihung Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) begrüßte, klopft der ihm erst einmal kräftig auf die Schulter. Denn das Prestigeprojekt von Badens Tor zur Welt kämpfte mit Schwierigkeiten, weil während der Bauphase der Generalunternehmer Walter Bau in Konkurs gegangen war. Trotzdem wird das Terminal mit nur zwei Monaten Verspätung eingeweiht, und das imponierte dem Regierungschef.
"Das Land bleibt Partner beim Steigflug", beteuerte Oettinger vor 250 Gästen im badisch gelb-rot geschmückten Terminal. Mindestens zehn Jahre soll diese Partnerschaft dauern, und sie wird noch dreistellige Millionensummen kosten. Die neue Abflughalle mit 20 Abfertigungsschaltern ist nur der Anfang. Ein neues Vorfeld für sieben statt bisher drei Maschinen wurde unlängst eröffnet, als eines der nächsten großen Vorhaben steht die Sanierung der Landebahn bevor.
Innerhalb von drei Jahren hat der Baden-Airport sein Passagieraufkommen mehr als verdreifacht. Mehr als die Hälfte kommt von Billigfliegern. Allein die irische Ryanair bringt jährlich mehr als 300 000 Fluggäste. "Es war richtig, fliegerische Infrastruktur zu erhalten und nicht zu schließen", sagte Oettinger. Daran werden andere Flughafenbetreiber den Regierungschef vermutlich noch erinnern. Dem südbadischen Lahr wurde eine Passagierfluglizenz verweigert, weil das Land neben Stuttgart nur noch die Regionalflughäfen in Friedrichshafen und Söllingen haben will und einen ruinösen Wettbewerb scheut.
Juristisch hat diese Strategie einen Dämpfer erhalten, weil der Verwaltungsgerichtshof die Lizenzverweigerung als wettbewerbsverzerrend untersagte: Das Land sei über den Flughafen Stuttgart am Baden-Airport beteiligt und dürfe sich nicht lästige Konkurrenz vom Hals halten. Den noch nicht entschiedenen Rechtsstreit will Oettinger "sorgfältig beobachten". Den Südbadenern wolle er "keine Absage erteilen". Allerdings gebe es "einen Vorrang für den Baden-Airport".
http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/p ... 2005-08-31