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BeitragVerfasst: Montag 6. März 2006, 15:46 
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Flughafen: Der Ausbau könnte sogar Jobs kosten



Frankfurt. Der Ausbau des Flughafens gilt als Job-Motor für die Region: Insgesamt 100 000 zusätzliche Arbeitsplätze sollen entstehen, verspricht die Fraport AG. Eine Illusion, meint Professor Michael von Hauff von der Technischen Universität Kaiserslautern. Er hat sich im Auftrag der Bürgerinitiative Sachsenhausen kritisch mit den Fraport-Gutachten zu den Beschäftigungseffekten auseinander gesetzt. Sein Tenor: Im schlimmsten Fall könnten durch den Flughafenausbau sogar mehr Arbeitsplätze wegfallen als neue entstehen. Das Fraport-Gutachten, an dem unter anderem der Wirtschaftswissenschaftler Bert Rürup mitgewirkt hat, weise «einen hohen Grad an Spekulation» auf.



Mit rund 68 000 Beschäftigten ist der Flughafen heute die größte Arbeitsstätte Deutschlands. 100 000 Jobs sollen direkt und indirekt durch die geplante Landebahn geschaffen werden. Entstehen sollen sie nicht nur direkt am Flughafen und bei den Airlines, sondern auch bei Lieferanten und Dienstleistern sowie durch verstärkte Nachfrage in anderen Branchen. Doch nach Ansicht von Werner Geiss aus Neu-Isenburg haben die Gutachter einen entscheidenden Aspekt übersehen. «Sie haben nicht berücksichtigt, dass an anderer Stelle auch Arbeitsplätze wegfallen», sagt der Luftverkehrs-Experte des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Schon vor dreieinhalb Jahren hätten die Gutachter im Raumordnungsverfahren diesen Mangel eingeräumt. Doch Konsequenzen seien nicht gezogen worden, klagt Geiss.



Die Stellungnahme von Hauffs stützt seine These. Es stehe außer Zweifel, dass nicht nur neue Jobs geschaffen werden, sondern auch Arbeitsstätten rund um den Flughafen verdrängt werden, schreibt der Wissenschaftler. Er weist darauf hin, dass wegen der neuen Landebahn die Entwicklung von Gewerbegebieten rund um den Flughafen verhindert werden könnte. Möglicherweise werde das Chemiewerk Ticona abwandern. Dienstleister oder Unternehmen aus der kreativen Branche könnten vom Fluglärm abgeschreckt werden.



Darüber hinaus hält von Hauff die positiven Effekte für viel zu hoch gegriffen. Die Gutachter hätten nur Unternehmen befragt, die den Flughafenausbau befürworten. Diese hätten deshalb «aus eigenem Geschäftsinteresse» positive Prognosen genannt, sie seien nicht repräsentativ ausgewählt worden. Nicht berücksichtigt worden seien der geplante Ausbau der Flughäfen München und Berlin, der Verkehr von Frankfurt abziehen werde. Außerdem erwartet Hauff, dass durch den zunehmenden Einsatz von Großflugzeugen Arbeitsplätze wegfallen.



Werner Geiss geht noch einen Schritt weiter. Die Zunahme des Luftverkehrs ist für ihn gesamtwirtschaftlich betrachtet ein Nullsummenspiel. «Die Arbeitsplätze werden doch nur verlagert. Zwar geben die Leute mehr fürs Fliegen aus, dafür aber weniger für andere Waren und Dienstleistungen.» Er nennt Beispiele: Wenn im Zuge des Flughafen-Ausbaus Verkehr von der Bahn auf das Flugzeug verlagert wird, entstehen rund um die Luftfahrt zwar neue Arbeitsplätze, bei der Bahn aber fallen sie weg. Firmen, die sich am Flughafen ansiedeln, geben eventuell andere Standorte auf. Noch deutlicher sind die negativen Folgen beim Tourismus. Denn wenn durch günstige Flugverbindungen der Trend zum Urlaub im Ausland verstärkt wird, fallen Jobs in einheimischen Tourismus-Orten weg. Einbußen kann es aber auch in Branchen geben, die mit dem Flugverkehr nicht direkt etwas zu tun haben. Denn Geld, das für Flugreisen bezahlt wird, steht nicht für andere Ausgaben zur Verfügung.



Für Ursula Fechter, Spitzenkandidatin der Flughafenausbaugegner, ist das «unentwegt vorgebrachte Arbeitsplatzargument» haltlos geworden. «Unwissenschaftliche und unrealistische Wunschvorstellungen rechtfertigen den Ausbau nicht.» Die Frankfurter Grünen sprechen von einer «Joblüge statt Jobmaschine».



http://www.rhein-main.net/sixcms/list.p ... id=2816137


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